Sonntag, den 21. Februar 2016 von Oliver Haas |
Der Mutter-Kind-Heim-Verein hilft Frauen im Gefängnis
Ortrud Georg-Pathe (links) und Dagmar Steinacker helfen Frauen, die eine Haftstrafe in Frankfurt absitzen. © oh
Deutschlandweit einzigartig ist der Verein für das Mutter-Kind-Heim in Frankfurt-Preungesheim. Ehrenamtliche kümmern sich dort aufopferungsvoll um die Sorgen und Ängste der Insassinnen.
Frankfurt – Es ist ein sehr perfider Grund, warum sich im Frankfurter Mutter-Kind-Heim oft Schwangere befinden. „Schwangere werden am Flughafen leider sehr gerne als Drogenkuriere eingesetzt, weil man wohl denkt, dass sie nicht so häufig kontrolliert werden“, so Ortrud Georg-Pathe, die Vorsitzende des Mutter-Kind-Heim-Vereins. Aber genau das wüssten die Beamten vor Ort: Das Drama beginnt am Flughafen und endet in Frankfurt-Preungesheim, in der größten Justizvollzugsanstalt für Frauen in Hessen. Seit 1999 engangiert sich die 64-Jährige aus Dreieich für die Belange der Frauen hinter Gittern. Gut kann sich Georg-Pathe an ihren ersten Fall als Betreuerin erinnern: „Das war damals sehr heftig. Eine Frau hatte ihren Mann gedeckt, der sich an ihren sechs Kindern verging. Solche Frauen haben unter den Mitgefangenen einen sehr schweren Stand und werden wie Aussätzige behandelt.“ Aber mittlerweile stehe die Gefangene von damals wieder im Leben, habe wieder geheiratet und einen Mann, der sie unterstützt. Vereinsvorsitzende Georg-Pathe achte immer gut darauf, dass Betreuerin und Gefangene gut harmonieren. „Das ist wichtig, denn vor allem der zwischenmenschliche Kontakt sei es, der den Frauen hilft.“ Deshalb treffe sie ihre Auswahl immer sehr genau. Vor allem für ausländische Insassinnen und Frauen ohne Verwandte sei der Verein so etwas wie das Fenster in die Freiheit. „Frauen, die aus dem Ausland kommen, haben bis auf zwei Stunden Telefonat oft keinerlei Kontakt zu ihrer Familie. Aber als Betreuer können wir im Mutter-Kind-Heim direkt bis in den Haftraum zu ihr“, so Georg-Pathe. Seit eineinhalb Jahren engagiert sich auch Dagmar Steinacker aus Langen ehrenamtlich als Betreuerin für die Sorgen der Frauen in Gefangenschaft. „Die Reaktionen im Verwandten- und Freundeskreis waren zunächst gemischt und man hat mich gefragt, ob ich keine Angst habe und mir das überhaupt zutraue. Aber ich bin von Beginn ohne Vorbehalte rein, um den Frauen und Kindern zu helfen.“ Wenn das Haft-Ende abzusehen ist, dann kommt die Gefangene in der Regel in den offenen Vollzug und darf stundenweise Ausgänge machen, etwa in den Supermarkt oder zum Spielplatz. „Normalerweise zieht sich die Betreuerin dann zurück, weil die Frau selbstständig werden soll“, sagt Georg-Pathe. Aber es gebe Fälle, wo Frauen auch draußen Betreuung benötigen. Zum Beispiel wenn sie das erste Mal wieder S-Bahn fahren. Banale Dinge, wie den Fahrschein-Automaten zu bedienen, seien oft Hindernisse. „Ich hatte einen Fall, wo eine Frau richtige Panikattacken in der U-Bahn bekam, weil sie die Gerüche nicht mehr kannte.“ Selbst einen Capuccino zu bestellen und der Bedienung in die Augen schauen, müssten viele nach langer Haft wieder lernen.
Der gemeinnützige Verein Mutter-Kind-Heim Preungesheim finanziert sich durch Spenden, Bußgelder und Mitgliedsbeiträge. Weitere Infos auch zur Mitgliedschaft gibt es bei Ortrud Georg-Pathe unter (06103) 62471, via E-Mail unter:
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und www.mkhpreungesheim.de.
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